* 1961 in Graz
Architekturstudium an der TU Graz
Projekte: Wohnbau, Kindergärten, Schulen, Stadtplanung, Stadtmöbel
Zur Person
Schon als Kind bemerkt Anna Popelka, dass sie eine starke räumliche und dreidimensionale Wahrnehmung hat und sich mit Formen und Farben, wie sie meint, besser ausdrücken kann als mit gesprochener Sprache. Sie träumt davon, dem Beispiel ihres Vaters zu folgen und Architektin zu werden. Nach dem Studium in Graz zieht sie nach Wien, wo sie gemeinsam mit ihrem Partner Georg Poduschka 1995 das Büro PPAG Architects gründet.
Wohnen und Arbeiten fließen bei ihr nahtlos ineinander über: Nachdem sie sich beruflich immer wieder intensiv mit städtischer Erdgeschoßnutzung beschäftigt, beschließt sie, quasi als Versuchskaninchen selbst im Parterre zu wohnen und das urbane Treiben am Gehsteig aus dieser Perspektive zu beobachten. Das sozialräumliche Experiment dauert fast 20 Jahre und prägt die soziale und räumliche Arbeitsweise von PPAG entscheidend mit.
Zahlreiche Preise – unter anderem der Preis der Stadt Wien 2014, der Österreichische Staatspreis 2018 sowie der Hans-Hollein-Kunstpreis 2019 – belegen den Erfolg.
Zur Arbeit
Zu den wichtigsten Aufgaben von PPAG zählen Wohnen, Schulbau und Nachverdichtung der bestehenden Stadt. Drei Qualitäten ziehen sich wie ein roter Faden durch fast alle Projekte – erstens das Bestreben nach sozialer Demokratisierung, zweitens das Zurückdrängen des Autos aus dem öffentlichen Raum, und drittens das unentwegte Hinterfragen von Normen und Experimentieren mit neuen Wohn- und Lebensmodellen.
Beispiele für die neuen gebauten Ideen sind ein Geschäftshaus in Deutsch-Wagram, dessen Dach im vierten Stock rund um die Uhr öffentlich begehbar ist, ein kürzlich fertiggestellter Schulbau in Wien-Meidling, bei dem man von der Terrasse im zweiten Stock direkt in den Garten hinunterrutschen kann, sowie der kontroversiell diskutierte Wohnbau Slim City, der sich zum Ziel gesetzt hat, süditalienische Wohndichte in die Seestadt Aspern zu holen.
Mit Mut zum Risiko stehen Anna Popelka und Georg Poduschka für die Neuerfindung der Stadt sowie für die Wiederentdeckung von Spaß, Lebensfreude und manchmal auch ein bisschen Irritation.
Enzi, Museumsquartier, Wien
Begonnen hat alles im Jahr 2002. Für das frisch eröffnete Museumsquartier wird ein Wettbewerb ausgeschrieben – mit der Aufgabe, die leeren und unwirtlichen Innenhöfe zu beleben. Anna Popelkas Entwurf gewinnt die Ausschreibung mit rund vier Quadratmeter großen Sitzelementen aus beschichtetem Schaumstoff. Im ersten Winter werden gleich hundert Stück davon aufgestellt, und es werden von Jahr zu Jahr mehr, jedes Mal in einer anderen Farbe lackiert. Seit 2010 wird die jeweilige Saisonfarbe in einem Online-Voting ermittelt. Die Möbel eignen sich zum Sitzen, Liegen und Rutschen, in gestapelter Formation aber auch als Bühne, Fußballtor und wärmegedämmter Winterpavillon.
Heute sind die sogenannten Enzi, die in den letzten Jahren technisch weiterentwickelt wurden und das MQ zum größten Wohnzimmer der Stadt gemacht haben, kaum noch aus dem Stadtbild wegzudenken. Das außergewöhnliche Stadtmöbel wurde mit dem Adolf-Loos-Design-Staatspreis ausgezeichnet. Für ca. 600 Euro pro Stück kann man die gebrauchten Enzi sogar privat erwerben.